Shitagau Noguchi - Vater des wirtschaftlichen Aufschwungs Nobeokas7. Von Nobeoka auf die koreanische Halbinsel

Dass der Name Noguchis als globaler Unternehmer der Nachwelt erhalten blieb, liegt daran, dass er auf der koreanischen Halbinsel chemische Industrie betrieb, indem er Wasserressourcen entwickelte und diese für die Stromerzeugung nutzte.

Er erschloss nämlich im heutigen Nordkorea (der demokratischen Volksrepublik Korea) die Wasserressourcen der Flüsse Pujon und Changjin und baute in Hŭngnam eine chemische Industrie auf, die den daraus gewonnenen Strom nutzte. Außerdem errichtete er am Fluss Yalu die Supung-Talsperre.
Noguchi hatte beschlossen, auf die koreanische Halbinsel vorzudringen, als er noch dabei war, die Fabrik Nobeoka zu erweitern. Bereits im Juni 1925 stellte sich ein Vermessungsteam den Herausforderungen der unbesiedelten schroffen Berge Nordkoreas zwecks Erschließung des Flusses Pujon.
Der Grund, warum Noguchi beschloss, auf die koreanische Halbinsel zu expandieren, lag in den nachfolgend beschriebenen Umständen:
Bei seinen Geschäften in Japan hatte Noguchi das dringende Bedürfnis verspürt, noch günstiger große Mengen an Strom zu erzeugen. Dies lag daran, dass damals der Verbrauch von Ammoniumsulfatdünger zunahm, man jedoch mit der Produktion einfach nicht nachkam, so dass große Mengen aus dem Ausland importiert wurden. Es kam die Forderung auf, dem aus dem Ausland importierten Ammoniumsulfat durch die Steigerung der Produktion von günstigem Ammoniumsulfat im Inland entgegenzuwirken. Aus diesem Grund gab Noguchi sich nicht mit der Erweiterung der Fabrik Nobeoka zufrieden, sondern dachte über den Bau einer noch größeren Ammoniumsulfatfabrik nach. Und dafür benötigte er große Mengen an günstigem Strom. Er hatte schon seit langem in allen Regionen Japans nach erschließbaren Stromquellen gesucht. Er plante die Erschließung der Insel Yakushima und führte selbst eine Feldstudie durch. Da jedoch dort nicht die notwendigen Voraussetzungen gegeben waren, realisierte er sein Vorhaben nicht. Und so entstand das Projekt der Stromerschließung auf der koreanischen Halbinsel.

Die Erschließung des Flusses Pujon
könnte man doch die Fließrichtung eines Flusses umkehren

Die Topographie der koreanischen Halbinsel ist so beschaffen, dass das den Berggrat bildende Changbai-Gebirge entlang der Ostküste verläuft. An der dem Japanischen Meer zugewandte Seite der Halbinsel überlappen sich die Berge und bilden eine große Barriere. Dagegen bildet sich im Westen im Großen und Ganzen eine Hochebene. Flüsse, die im Changbai-Gebirge entspringen, fließen mit einem überwiegend sanften Gefälle nach Westen und münden ins Gelbe Meer. Diese Flüsse haben im Sommer und Winter eine ganz unterschiedliche Fließgeschwindigkeit und sind im Winter extrem trocken. Daher wurden sie im Allgemeinen als ungeeignet als Wasserkraftquelle erachtet. Schaut man sich jedoch die Karte genauer an, besteht nicht unbedingt Grund zur Verzweiflung:
„So machen wir das! Wir stauen drei Nebenflüsse des Yalu, graben einen Tunnel und kehren den Wassersfluss zur dem Japanischen Meer zugewandten Küste um! Wir nutzen das Druckgefälle von 1.000 Metern und können ein großes Kraftwerk bauen!“
So richtete Noguchi sein Augenmerk auf den Pujon und den Changjin, beides Nebenflüsse des Yalu.
Früher einmal hatte wohl Korea der Qing-Dynastie geschworen, dass sie selbst dann nicht von den Abgaben ablassen würden, wenn das Wasser des Yalu rückwärts fließe. Wer hätte damals vorhersagen können, dass das Wasser des Yalu tatsächlich eines Tages ins Japanische Meer fließen würde! „Wenn es uns gelingt, die Fließrichtung umzukehren, können wir Strom erzeugen.“ Und so stellte man sich den Herausforderungen eines großen Projekts, das aus einer fantastischen Idee entstand, von der vorher niemand zu träumen gewagt hatte.
Sobald er einen Plan hatte, gab sich Noguchi nicht einfach mit den Plänen auf seinem Schreibtisch zufrieden, sondern normalerweise untersuchte er federführend selbst Orte mit sehr schlechten klimatischen und landschaftlichen Gegebenheiten übergründlich, bis er selbst zu einer Überzeugung gelangte.
Auch in diesem Fall hatte er zunächst die Karten studiert, und da er die Machbarkeit des Projekts für aussichtsreich erachtete, stellte er persönlich Untersuchungen vor Ort an, um sich der Gegebenheiten zu versichern. Letztendlich war er davon überzeugt, dass das Projekt äußerst vielversprechend war. Hieran lassen sich die ungeheure Tatkraft Noguchis, der ein Projekt nach dem nächsten plante und der Arbeit regelrecht nachlief, sowie seine wissenschaftliche Haltung, die auf Theorie, Praxis und Beweisen basierte, erkennen.
Im Jahr 1926 gründete er zunächst mit einem Kapital von zwanzig Millionen Yen das für den Fortschritt des Projekts erforderliche Wasserkraftwerk in Korea.
Die Erschließung des Pujon bestand darin, das gesamte Gebiet aufzustauen, einen großen Stausee mit einem Umfang von 78 Kilometer zu bauen, einen Staudamm zu errichten, die Fließrichtung des Flusses nach Osten umzukehren, einen 28 Kilometer langen Tunnel durch die Wasserscheide hindurch zu graben, um das Wasser in Richtung Japanisches Meer fließen zu lassen, eine Druckwasserleitung aus Eisen zu verlegen, aufgrund des hohen Gefälles von eintausend Metern mehr als achthundert Wasserkraftwerke zu errichten und eine Steilstrecke für die Bahn zu bauen. Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 55 Millionen Yen und es war damals die größte Baustelle im Fernen Osten. Auf diese Weise wurde der Bau, der aus einer fantastischen Idee heraus entstanden war, im Jahr 1930 abgeschlossen und es gelang, 200 Megawatt Strom zu gewinnen.

  • Der Pujon-Staudamm

Übrigens ist folgende Geschichte bis heute überliefert, da sie mit den Arbeiten zur Durchdringung der Wasserscheide zu tun hat. Ein Tiefbauunternehmen, das mit den Arbeiten zum Graben des großen Tunnels beauftragt war, hatte wohl ein günstiges Angebot gemacht und vertraglich festgeschrieben, jedoch überstiegen die tatsächlichen Baukosten die Vertragsgebühr erheblich. Noguchi soll die Verantwortung dafür übernommen und zusätzliches Geld gezahlt haben für den Fall, dass sich das beauftragte Unternehmen mit den Arbeiten überforderte und Verluste einfuhr.
Wenn es etwas gab, das zum Erfolg dieses großen, globalen Projekts führte, dann darf man nicht übersehen, dass dies die Menschlichkeit von Noguchi im Hintergrund sowie die emotionale Hilfe der Menschen, die das Projekt unterstützten, waren.

  • Das Pujon-Kraftwerk

Bau einer Fabrik in Hŭngnam - mit dem Ziel, die weltweit zweitgrößte Stadt der Chemieindustrie zu schaffen

Es war gelungen, die Fließrichtung des Pujon umzukehren und die ersehnten 200 Megawatt Strom zu erzielen, aber es gab hier auch ein Problem, und zwar die Frage, wofür man nun den unter großen Anstrengungen gewonnen Strom eigentlich verwenden sollte. Immerhin befand man sich in einer abgelegenen Region Nordkoreas in den Bergen, die sich in Reihen durch das Gebiet zogen, und solange es dort keine Produktionswerke gab, die die mehreren hundert Megawatt Strom des riesigen Kraftwerks verbrauchten, war dies eine unsinnige Verschwendung von Kapital und Arbeitskraft und somit das, was man im Volksmund einen nutzlosen Schatz nennt.
Es musste an einem nicht allzu weit vom Elektrizitätskraftwerk entfernten Ort ein als Industriestandort erschließbares Gebiet geben, auf dem man unter Nutzung dieses Stroms Industrie ansiedeln konnte. Noguchi hatte mit diesem Projekt erst begonnen, nachdem er schon bevor er die Pläne für die Erschließung des Pujon voranbrachte, gründlich über dieses Problem nachgedacht und ein Konzept ausgearbeitet hatte. Dieses Gebiet war tatsächlich Hŭngnam.
Bei der Führung seiner Geschäfte verfügte Noguchi über ein gutes Gespür, stets das Ganze im Blick zu haben, und er erwies sich als sehr weitsichtig. Vor der Entwicklung war Hŭngnam ein einsames Fischerdorf mit 20 bis 30 verstreuten Häusern gewesen. Innerhalb von nur zehn Jahren stieg der Ort zu einem der größten Standorte der chemischen Industrie weltweit auf.
Im Jahr 1927 gründete Noguchi mit einem Kapital von zehn Millionen Yen in Hŭngnam das Unternehmen Korea Fertilizer Co., Ltd. und begann mit dem Bau der Fabrik Hŭngnam, um dort die Herstellung von Düngemittel und sonstige chemische Industrie anzusiedeln.
Die Fabrik wurde nach und nach ausgebaut und es wurden weitere Werke, beispielsweise für Industriechemikalien, Fette und Öle, Magnesium, Zink, Calciumcarbid, synthetische Edelsteine, Carbon, Sprengstoff, Flugzeugkraftstoff und künstlichem Kautschuk, errichtet und der Bau von Eisenbahnen, Häfen und sonstiger Infrastruktur wurde fertiggestellt. So wuchs Hŭngnam zu einer Stadt mit einer Gesamtbevölkerung von 180.000 Einwohnern. Die Gesamtfläche der Fabriken und Wohngebiete betrug ca. 1.700 Hektar und 47.000 Menschen arbeiteten in den Fabriken.
Neben Ziegelfabriken, Lagerhäusern und Büros war die Stadt mit diversen Einrichtungen ausgestattet, wie zum Beispiel Wohnungen für die zahlreichen Mitarbeiter, Unterhaltungsmöglichkeiten, Sportanlagen, Krankenhäusern, Schulen, Postämtern, Rathäuser, Versammlungsstätten und einer Polizei. Für die damalige Zeit erstaunlich war, dass alle diese Einrichtungen aus Ziegeln gebaut waren, über Spültoiletten verfügten, vollständig elektrifiziert und für den Winter mit Dampfheizungen ausgestattet waren.

  • Die Fabrik Hŭngnam

Ich habe verschiedene Materialien gesammelt und untersucht, um festzustellen, ob es irgendwo auf der Welt eine vergleichbare Fabrik gab. Dabei habe ich herausgefunden, dass in dieser Größenordnung zur damaligen Zeit das Werk Oppau der Deutschen Edison-Gesellschaft das zweitgrößte Chemiewerk weltweit war. Es gab weder in England noch in Frankreich oder Amerika ein Werk, dass größer war als die Fabrik Hŭngnam.
Sucht man einstweilen den Vergleich mit japanischen Fabriken, so wären dies Fabrikansammlungen in Omuta oder Niihama. Beide wurden jedoch von einem berühmten japanischen Konglomerat auf einem seit langem bestehenden soliden Fundament über mehrere Jahrzehnte hinweg errichtet.
Noguchi als Privatperson hatte kein Konglomerat im Rücken und wurde auch von der Regierung nicht unterstützt. Fast alleine, aus eigener Kraft und in kurzer Zeit vollendete er ein Projekt, das die Welt in Erstaunen versetzen musste. Dies ist nicht mit den oben genannten Beispielen vergleichbar. Die Geschäfte Noguchis entwickelten sich immer aus einem Kraftwerk und Fabriken, die zusammen ein größeres Ganzes ergaben. Wenn er ein Kraftwerk errichten konnte, baute er unter Nutzung der damit gewonnenen Energie Fabriken. Wenn er eine Fabrik erweiterten wollte und nicht mehr ausreichend Strom vorhanden war, suchte er neue Stromquellen. Er richtete sein Augenmerk stets auf unerschlossene Felder und Grundstücke. Wenn dabei Hindernisse und Schwierigkeiten auftraten, weckten diese seinen Kampfgeist noch mehr, so dass er schließlich sogar ins Ausland expandierte.
Bisher haben wir die Erschließung des Pujon sowie den Bau der Fabriken in Hŭngnam betrachtet. Warum waren diese Projekte so erfolgreich? Hier lassen sich zunächst die erstaunliche Begeisterung und Leidenschaft Noguchis für seine Geschäfte erwähnen. Des Weiteren kann man auch den Pioniergeist Noguchis nennen, der sich aktiv und kühn den Herausforderungen von unerschlossenem Land stellte. Auch hier spürt man seinen lauteren Charakter.

  • Firmenwohnung
  • Krankenhaus
  • Oberschule für Mädchen

Eine Person, die eine enge Beziehung zu Noguchi pflegte, erzählte über ihn: „Noguchis Handlungen haben nichts mit dem Kolonialismus im Krieg zu tun, sondern sie sind erfrischend. Dies liegt daran, dass sie von reinem Pioniergeist getrieben sind.“
In der Hŭngnam-Zeit scheint Noguchi zu sich selbst Folgendes gesagt zu haben: Wenn wir guten Dünger billig liefern können, dann wird die Ernte sehr reichlich ausfallen und das Leben der koreanischen Bauern wird sich stabilisieren, was zu einer Förderung von Handel und Industrie führen wird.” In seinen späten Jahren verlegte Noguchi sein Familienregister von Japan nach Hŭngnam und beschloss, dort seinen Lebensabend zu verbringen. Über Noguchi in der Hŭngnam-Zeit gibt es folgende Episode, die hilfreich sein kann, die Persönlichkeit Noguchis zu verstehen. Es handelt sich dabei um eine Episode, die damals ein Angestellter der Fabrik Hŭngnam aufgeschrieben hatte.
„Ich glaube, die Sache spielte sich im Frühsommer 1939 ab. Damals arbeitete ich in einer Fabrik in Korea und besuchte aus geschäftlichen Gründen etwa zwei bis drei Mal im Jahr Tokio oder Osaka. Einmal besuchte ich vor meiner Rückkehr nach Korea die Chefetage, um mich zu verabschieden, und der Leiter der Abteilung für allgemeine Angelegenheiten rief mich und kam mit einer plötzlichen Bitte auf mich zu: „Hören Sie, Herr Noguchi reist heute nach Korea und wir haben leider niemanden, der ihn begleiten und ihm zur Hand gehen könnte. Ich weiß, dass das mühsam ist, aber könnten Sie das vielleicht übernehmen?“ Ich hatte noch nie einen bedeutenden Menschen wie Herrn Noguchi begleitet. Insgeheim dachte ich, dass dies eine großartige Sache sei und ich konnte meine Verlegenheit darüber nicht verbergen. Der Leiter der Abteilung für allgemeine Angelegenheiten ließ sich dadurch nicht beirren und sagte zu Noguchi: ‚Dann ist es ja gut, dass Shimamura-kun nach Korea zurückreist.‘ Damit war die Sache beschlossen.
So nahmen wir an jenem Tag den Schnellzug um kurz nach zehn. Herr Noguchi nahm in der ersten Klasse Platz und ich setzte mich in einen nahegelegenen Wagon der zweiten Klasse. Ohnehin war ich kein geeigneter Gesprächspartner für Noguchi und mir war es lieber, in einer anderen Klasse zu sitzen, als befangen auf einem Sitz neben ihm zu warten.

Da ich nichts zu tun hatte, nachdem wir in den Zug gestiegen waren, und ich müde von der täglichen Arbeit und den starken Eindrücken der Metropole war, schlief ich innerhalb kürzester Zeit ein. Ich hatte das Gefühl, eine ganze Weile geschlafen zu haben. Als ich die Augen öffnete, stapelten sich auf meiner Brust Zeitungen und Zeitschriften. Ich wunderte mich und gerade, als ich mich fragte, ob Herr Noguchi mir wohl die Zeitungen gebracht hatte, die er bereits gelesen hatte, kam er freundlich auf mich zu, reichte mir ein Eis, das er während eines Halts am Bahnhof gekauft hatte und sagte lächelnd: ‚Sie sahen müde aus und haben gut geschlafen, oder?‘ Dann kehrte er zu seinem eigenen Platz zurück. Da es eigentlich meine Aufgabe war, mich um Herrn Noguchi zu kümmern, war ich ob der mir entgegengebrachten Freundlichkeit zutiefst beschämt. Und ich erinnere mich daran, dass ich den Kopf vor der Erkenntnis neigte, welche Warmherzigkeit und innere Schönheit in diesem Herrn Noguchi steckte, von dem ich bisher vieles gesehen und gehört hatte und vor dem ich mich gefürchtet hatte.“
Man erzählt sich, dass er auch der Alleinherrscher genannt wurde und seine Untergebenen oft über sein aufbrausendes Temperament schimpften, aber diese Geschichte berichtet von einem Herrn Noguchi, der beliebt war, tiefe menschliche Gefühle zeigte und seine Ingenieure achtsam ausbildete.

Die Erschließung des Changjin
Weltrekord im Tiefbau

Der Changjin ist ein Nebenfluss des in Richtung Norden fließenden Yalu, der südlich des Pujon für mehrere Dutzend Kilometer parallel zur diesem verläuft. Er entspringt am vom Berg Pujonryŏng ca. fünfzig Kilometer entfernten Berg Hwangch'oryŏng, fließt sanft durch das Hochplateau in 1.100 Meter über Meereshöhe Richtung Norden und mündet nach etwa vierzig Kilometern in ein enges, tiefes Tal. Der Erschließungsplan sah vor, an dieser Stelle einen Damm zu errichten, das Wasser aufzustauen, es durch einen Tunnel zu leiten, die Fließrichtung umzukehren und ihn ins japanische Meer stürzen zu lassen, um ca. 330 Megawatt Strom dadurch zu erzeugen.
Es lassen sich mehrere Gründe dafür nennen, dass das Augenmerk Noguchis auf den Changjin gefallen war: Zum einen dauerte im zuvor erschlossenen Pujon eine außergewöhnliche Trockenheit zwei Jahre an, so dass der erwartete Strom nicht gewonnen werden konnte und man unter Strommangel litt. Ferner entstand großer Schaden dadurch, dass aufgrund der Aufhebung des Goldausfuhrverbots die Preise für Dünger fielen. Außerdem waren für den geplanten Ausbau der Fabrik Hŭngnam noch größere Mengen an Strom erforderlich.

  • Der Changjin-Staudamm

Noguchi sagte stets: „Man muss arbeiten, wenn die Konjunktur schlecht ist. Läuft die Wirtschaft gut, gibt jeder Geld aus und die Waren sind teuer. Während einer Rezession hingegen ist auch die Vergabe von Arbeiten billig“. Daher kann man sagen, dass der ernste wirtschaftliche Abschwung nach Vollendung des Pujon-Projekts und der Fabriken in Hŭngnam seinen Geschäftshunger noch weiter beflügelte.
Die Bauarbeiten begannen im Juni 1933. Die Tiefbauarbeiten übertrafen sogar noch die Arbeiten beim Pujon-Projekt. Die Krone des Damms war 616 Meter lang, er war 38 Meter hoch und es wurden drei Millionen Säcke Zement benötigt. Die Arbeiten für den Erbau des Damms waren sehr schwierig: Der Tunnel war mit 24 Kilometern mehr als dreimal so lang wie der Tanna-Tunnel in Japan und vierzig bis siebzig Meter unter der Erde wurde ein großer Drucktunnel mit einem Durchmesser von 4,5 Metern durch die Erde geführt. Dennoch waren die Arbeiten in nur zwei Jahren fertiggestellt. Dies bleibt als neuer Weltrekord in der Tiefbaubranche im Gedächtnis.

  • Druckwasserleitung aus Eisen

Erschließung des Yalu und Bau der Supung-Talsperre
ein Weltwunder

Man kann sagen, dass das Leben Noguchis als Geschäftsmann, dem die Erschließung von Flüssen wie dem Pujon gelungen war und der mit Hŭngnam eine Stadt der Chemieindustrie errichtet hatte, die 180.000 Einwohner hatte, nun endlich in die Phase der Vollendung eingetreten war.
An dieser Stelle bleibt ein Großprojekt zu erwähnen, das von der großen Kompetenz Noguchis abhängen sollte. Es handelte sich dabei um die Erschließung des Yalu, der das Grenzgebiet zwischen Korea und der Mandschurei (Volksrepublik China) durchfließt.
Das Flussbecken des Yalu umfasst 60.000 Quadratkilometer und ist damit viel größer als die Fläche von Kyushu. Mit einem durchschnittlichen Wasservolumen von mehr als 800 Kubikmetern pro Sekunde ist es ein stattlicher Fluss, der vier bis fünf Mal so groß ist wie der größte Fluss in Japan.
Man ging davon aus, dass die Erschließung eines internationalen Flusses ziemlich problematisch sein würde, aber dennoch entschloss man sich, die Gegebenheiten vor Ort zu untersuchen. Man kam zu dem Schluss, dass das Projekt äußerst vielversprechend war. An jeder Stelle des Flusses könnte man einen Staudamm errichten und da das Wasservolumen reichlich war, konnte man wenigstens 200 Megawatt Strom erwarten.
Der gewaltige Entwicklungsplan sah vor, ausgehend von 500 Metern über dem Meeresspiegel bis zu einem Ort in der Nähe des Meeresspiegels sieben Staudämme zu errichten und durch die Anbindung des Yalu an ein Wasserreservoire Stromerzeugungsanlagen mit insgesamt 200 Megawatt zu bauen.
Man überlegte, mit welchem der sieben Staudämme man beginnen sollte und entschied sich, mit der Supung Talsperre anzufangen.
Die Supung-Talsperre befindet sich von der Flussmündung aus ca. 120 Kilometer vom koreanischen Sinŭiju und 80 Kilometer von Dandong in China stromaufwärts und erstreckt sich mit einer Breite von 900 Metern von der koreanischen Seite (demokratische Volksrepublik Korea) zur Mandschurei (Volksrepublik China). Sie ist 170 Meter hoch und die Fläche des Reservoirs war mit 345 Quadratkilometern halb so groß wie der größte japanische See Biwa und doppelt so groß wie der zweitgrößte japanische See Kasumigaura. Mit ihrem künstlichen Stausee war sie weltweit die zweitgrößte Talsperre nach dem Boulder Damm (der heutigen Hoover Talsperre) in Nordamerika. Die im Kraftwerk installierte 100 Megawatt-Turbinen waren die größten weltweit.
Eine Person, die den sich im Bau befindlichen Damm besichtigte, erzählte Folgendes: „Es war Anfang 1941, als ich den sich im Bau befindlichen Damm zu Studienzwecken besichtigte. Damals war bereits die zweite Bauphase abgeschlossen und schon bald sollte Strom erzeugt werden. Sowohl die Größe als auch die Ausstattung war nicht typisch japanisch und ich war beeindruckt davon, dass es sich wirklich aus jeder Perspektive um ein globales riesiges Projekt handelte. Auch heute noch bewundere ich aus tiefem Herzen Herrn Noguchis Weitblick, für ein global beachtetes Projekt, seinen Mut sowie seine außergewöhnliche Tatkraft.
Auf diese Weise wurde die Supung-Talsperre fertiggestellt und es gelang, günstigen Strom in großen Mengen zu erzeugen. Das Wasser des Yalu fiel nicht nur auf einen Schlag die Wasserscheide hinab, um Strom zu erzeugen, sondern das aus dem Kraftwerk herausfließende Wasser wurde stromabwärts genutzt, um mehr als zehntausend Hektar Land für Nassreisfelder urbar zu machen. Noch weiter stromabwärts wurde das Wasser in den Fabriken von Hŭngnam verwendet. Darüber hinaus wurden im Reservoir Süßwasserfische gezüchtet und auf dem Hochplateau rund um den Stausee wurde Viehzucht mit Rindern und Schweinen betrieben. Ferner wurde auch das in der Vergangenheit aufgrund der ungünstigen Verkehrslage nicht genutzte Holz erschlossen und zu Bauholz verarbeitet, um es dann für die Steilstrecke der Bahn verwendet, die beim Bau des Reservoirs eingesetzt wurde.
Übrigens wurde in Amerika im Jahr 1933 das Unternehmen TVA (Tennessee Valley Authority) durch den damaligen Präsidenten Roosevelt im Rahmen seines New Deal-Programms gegründet. Japan allerdings hatte schon mehrere Jahre zuvor, im Jahr 1924, in Korea mit einer TVA-ähnlichen Initiative im japanischen Stil begonnen. Dabei handelt es sich um den Bau eines großen chemischen Industriegebiets rund um die Fabriken in Hŭngnam, der Bau der Supung-Talsperre sowie die gesamte Erschließung des Flussgebiets.
Nach Ende des Koreakriegs stellte die amerikanische Presse dieses Projekt der Welt vor und hielt es nahezu für ein Wunder, dass es nur durch die Hände eines einzelnen Unternehmers namens Shitagau Noguchi und seine Leute fertiggestellt worden war.

  • Supung-Talsperre