Mein Lebenslauf, Kagayaki Miyazaki4. Eintritt in die Gesellschaft Japan Nitrogenous Fertilizer Company

Die Universitätsausbildung an der juristischen Fakultät der kaiserlichen Universität Tokio schloss ich im März 1934 ab. Es war die Zeit einer schweren wirtschaftlichen Depression, eine Zeit in der es den Modeausdruck gab: „Jetzt habe ich zwar die Universitätsausbildung abgeschlossen, aber … (man kann damit nichts anfangen)“. Je näher der Abschluss rückte, um so verzweifelter suchten die Studenten nach einer Anstellung. Stellenanzeigen wurde in der Universität veröffentlicht, ich habe sie, wie alle Studenten, täglich geprüft.
Darunter war eine von der Japan Nitrogenous Fertilizer Company. Das Unternehmen war bei den Studenten nicht sonderlich bekannt, aber ich, als derjenige, der auf dem Lande in Kyushu aufgewachsen ist, hatte bereits mehrfach davon gehört.
Als ich nähere Informationen in der Personalabteilung abrief, stellte ich fest, dass es sich um einen Pionier in der chemischen Industrie handelte. Das Unternehmen besaß einen großen Produktionsstandort in der Stadt Nobeoka in der Präfektur Miyazaki und mehrere Standorte auf der koreanischen Halbinsel und dem chinesischen Festland. Darüber hinaus war es das erste offizielle Stellenangebot der Gesellschaft an der Universität in Tokio. Ich hatte im Gefühl, dass ich hier meine ganze Befähigung zum Einsatz bringen könnte – und so reichte ich meine Bewerbungsunterlagen ein. Wegen meiner Besorgnis, nur auf ein Unternehmen zu setzen, bewarb ich mich zudem bei der Mitsui Mining Co., Ltd.
Eines Tages sprach mich der Lehrstuhlinhaber, Herr Professor Sakae Wagatsuma, an, mit der Bitte, ihn zuhause in Musashino aufzusuchen. Im Rahmen des Besuches sprach er mich direkt an: „Die Gesellschaft Japan Nitrogenous Fertilizer Company ist ein ausgezeichnetes Unternehmen. Es hat seinen Hauptsitz in Nobeoka, Kyushu. Sie kommen doch aus Shimabara, da kann ihnen das Unternehmen nicht fremd sein. Sie sollten eine Anstellung dort anstreben.“
Dieser Professor hatte bereits im Vorfeld seinen früheren Kommilitonen aus der Studienzeit an der kaiserlichen Universität Tokio, Herrn Nobusuke Kishi, damals Leiter des Baureferats des Ministeriums für Handel und Industrie und später Premierminister, angesprochen und seine Meinung erfragt. Auf dessen Rat hin hat er mir das Unternehmen empfohlen. Herr Kishi hatte wohl etwa folgendes gesagt:
„Der Gründer des Unternehmens, Herr Shitagau Noguchi, ist der erste Unternehmer in Japan, der ein Geschäft mit Ammoniak nach Gewinnung aus dem Luftstickstoff betreibt. Er gehört zu den seltenen Pionieren, die nach Übersee geflogen sind. Die chemische Industrie selbst steckt noch in den Kinderschuhen, wird aber sicherlich einmal eine Schlüsseltechnologie werden.“
Mit diesen Informationen im Gepäck, beschloss ich eine Einstellungsprüfung abzulegen. Das Vorstellungsgespräch fand im Gebäude des Unternehmens in Tokio im Stadtteil Yaesu statt. Die damaligen Teilnehmer von Seiten der Gesellschaft waren der Herr Tomochika Hori (damals geschäftsführender Direktor der Japan Nitrogenous Fertilizer Company und späterer Geschäftsführer der Asahi Chemical Industry Co., Ltd) sowie der damalige Leiter der Dokumentenabteilung, der alle Fragen stellte.
Ich konnte nur widerwillig auf die Fragen antworten und widersprach ihm immer wieder, da mir ihr Sinn verborgen blieb, sie auch teilweise unverständlich waren. Viel später habe ich erfahren, dass dieser Leiter der Dokumentenabteilung einen schlechten Eindruck von mir erworben hatte und entschieden gegen eine Einstellung von mir aufgetreten war. Für Herrn Hori erschien ich dagegen als interessant und er betonte „Das ist ein mutiger Charakter mit starker Willenskraft“. So habe ich nur durch seine Intervention die Einstellungsprüfung bestanden.
Unerwartet tauchte ein weiteres Problem auf: Ich hatte nämlich auch die Einstellungsprüfung der Mitsui Mining Co., Ltd. bestanden, und dies war zu dieser Zeit eines der renommiertesten Unternehmen. Ehrlich gesagt war ich lange unschlüssig. Zuletzt setzte ich aber auf die Japan Nitrigenous Fertilizer Company, weil dieses Unternehmen, so schien es mir, mehr Zukunftspotential hatte. Hätte ich mich anders entschieden, wäre ich bestimmt gezwungen gewesen, Massenentlassungen zu verantworten. Man weiß eben nie, wie das Leben spielt.
Nebenbei bemerkt zum Thema schicksalhafter Verläufe: Ich wurde damals einer Tochtergesellschaft zugeordnet, der Asahi Bemberg Fiber (heute Asahi Chemical Industry Co., Ltd), obwohl ich angestellt war bei der Japan Nitrogenous Fertilizer Company. Das Unternehmen war eine renommierte Gesellschaft, das Fasern wie Bemberg und Rayon herstellt. Mir erschien es schon nachteilig zu sein, in einer Tochtergesellschaft beschäftigt zu werden.
Ungefähr zwei Jahre nach meiner Einstellung wurde ich für die Position eines Niederlassungsleiters des Mutterunternehmens der Japan Nitrogenous Fertilizer Company in Hungnam, Korea, vorgeschlagen. Doch Herr Hori war dagegen und ich blieb in Japan. Was wäre wohl gewesen, wenn ich nach Korea gegangen wäre? Ich bin mir nicht sicher, dass ich hätte nach Japan zurückkommen können. Ich bin wohl ein Glückspilz.
Bei Asahi Bemberg Fiber wurde ich zur Zentrale in Osaka geschickt. Anfangs war ich für einfache Aufgaben zuständig: Patentanmeldungen, Anmeldungen für Registrierungen, Verfassen der Korrespondenz oder Versenden von Telegrammen. Es war natürlich keine spannende Beschäftigung und ich dachte oft an Kündigung.
Aber ich wollte kein Verlierer sein und aufgeben. So schwor ich mir dann insgeheim, meine akademischen Rechtskenntnisse zu vertiefen und lernte bis spät in die Nacht in meinem Wohnheim in der Nähe von Koshien. Ich habe die Gesetze studiert, die ich an der Universität vernachlässigt hatte, Patentrecht, Steuerrecht, Wasser- und Wasserwegerecht sowie das Treuhandrecht und anderes. Speziell über das gesicherte Treuhandrecht für Unternehmensanleihen habe ich Artikel in einer juristischen Fachzeitschrift veröffentlicht.
Seinerzeit, kurz nach meinem Arbeitsantritt, kam ein Patentrechtsstreit zwischen Asahi Bembergs Konkurrenten Teikoku Jinzo-Kenshi (heute Teijin) und uns empor. Asahi Bemberg hatte eigenständig ein Gerät entwickelt, das zur Rückgewinnung von Natriumhydroxyd bei der Herstellung von Rayon Anwendung fand und dieses unter dem Namen „Asahi Dialyzer“ patentiert. Uns wurde vorgeworfen, dass die Entwicklung des Rückgewinnungsgerätes unter rechtswidriger Nutzung von Patentinformationen des von Teijin patentierten Gerätes stattgefunden habe.
Für die Asahi Bemberg wurden als Techniker Herr Masao Kubota (ehemaliger Vizepräsident der Asahi Chemical Industry Co., Ltd) und ich für ein Jahr von der Routinearbeit befreit, mit dem Auftrag, den Streit beizulegen. Ich las mich in Patentrechtsbücher und in Lehrbücher der Physik und Chemie aus der Oberschule ein und studierte technische Fachbücher über Strömungsmechanik und andere Fachbücher. Ich diskutierte parallel mit Rechtsberatern und bereitete mich so auf das Verfahren und auf die technische Debatte vor.
Asahi Bemberg hat das Patentverfahren gewonnen, nicht zuletzt aufgrund unserer Bemühungen. Teikoku Jinzo-Kenshi legte Berufung ein, am Ende stand eine Einigung, Teikoku Jinzo-Kenshi zahlte den Betrag von 100.000 Yen. Hier sei angemerkt, dass 100.000 Yen nach heutiger Kaufkraft einigen hundert Millionen Yen entsprächen.
Als Folge dieser Einigung stieg mein Ansehen.

  • Asahi Bemberg Fiber, Osaka Bldg., rechte Seite, aufgenommen um 1948.
  • Produktkennzeichnung von Asahi Bemberg Fiber