Mein Lebenslauf, Kagayaki Miyazaki22. Fusion von Asahi Dow

Im Herbst 1981, als die Verhandlungen über den Erwerb der Aktien von Asahi Breweries in die Endphase eintraten, wollte ich mich mit einem weiteren großen Projekt befassen, nämlich der Fusion von Asahi Dow.
Das Unternehmen war im Juli 1952 als gleichgewichtetes Joint Venture zwischen uns und Dow Chemical gegründet worden und hatte sein Geschäft innerhalb der letzten knapp dreißig Jahre auf verschiedene petrochemische Produkte, allen voran Polyethylen hoher Dichte, ausgeweitet und sich so zu einem Derivathersteller entwickelt, der erstklassige Gewinne erzielte.
In den letzten Jahren begann Asahi Dow jedoch, sich unabhängig von uns zu zeigen, indem das Unternehmen beispielsweise versuchte, Rohstoffe von anderen Lieferanten als von Asahi Chemical zu beziehen. Allerdings ist Asahi Dow auch weiterhin Teil des integrierten Produktionssystems, das bei dem zum Asahi Chemical Konzern gehörigen Ethylen-Zentrum anfängt und bis zu den fertigen Derivatprodukten reicht.

  • Pressekonferenz zur Fusion von Asahi Dow: Miyazaki (links) und
    G.R. Baker, Geschäftsführer von Dow Chemical Japan

Praktische Fragen waren die Anbindung der Rohstoffversorgung an die Pipeline und dass Asahi Chemical die Anstellung von Personal vornahm. Vor allem existiert das heutige Asahi Dow gerade wegen der materiellen und immateriellen Unterstützung des Konzerns.
Genau zu dieser Zeit verschärfte sich auch das äußere Umfeld der petrochemischen Branche aufgrund der anhaltenden Rezession. Auch Asahi Chemical hatte den dringenden Bedarf, diesen Bereich umzustrukturieren, und eine Frage dabei war, wie man mit Asahi Dow verfahren wollte.
Just zu diesem Zeitpunkt machte Dow Chemical einen neuen Vorschlag bezüglich des Managements von Asahi Dow, in dem auch die Idee einer Abspaltung enthalten war. Da es jedoch unmöglich war, Asahi Dow unter den beiden Muttergesellschaften fair aufzuteilen, stellte sich bei mir das Gefühl ein, dass wir keine andere Wahl hatten, als alle Aktien des Unternehmens zu übernehmen, wenn wir keine Einigung erzielten. Daher reiste ich im Februar 1982 in die USA und verhandelte mit Dow Chemical über verschiedene die Zukunft von Asahi Dow betreffende Punkte. Mir wurde klar, dass es schwierig sein würde, Asahi Dow gleichberechtigt zu managen.
Die Gespräche mit Dow Chemical wurden ohne Schlaf und ohne Pause geführt und die grundsätzliche Einigung über die Übernahme aller Aktien von Asahi Dow durch Asahi Chemical wurde am frühen Morgen des sechsten Verhandlungstags erzielt. Es wurde lediglich beschlossen, das als Wärmedämmstoff verwendete Produkt „Styrofoam™“, ein Schaumpolystyren, an die japanische Tochtergesellschaft von Dow Chemical zu übertragen.
Natürlich gab es danach bis zur Unterzeichnung eines Vertrags noch zahlreiche intensive Gespräche und Reiichi Yumikura, heute stellvertretender Geschäftsführer, der dafür verantwortlich war, schien es ziemlich schwer zu haben. Aber zumindest lautete die Haltung des Gesprächspartners nicht „Wir verkaufen nicht!“, sondern „Wie teuer können wir verkaufen?“
Dies lag daran, dass Dow Chemical damals den Kurs eingeschlagen hatte, sich aus internen Gründen aus dem Auslandsgeschäft zurückzuziehen. Dies wird unter anderem daraus ersichtlich, dass das Unternehmen auch Ländern wie Korea, Saudi-Arabien und Australien den Rücken kehrte. Außerdem schien man zu denken, man könne ein profitables Unternehmen wie Asahi Dow zu einem möglichst hohen Preis verkaufen. Da sich die Geschäftsleistung von Asahi Dow sich damals rapide verschlechterte, wollte man die Aktien sicher verkaufen, bevor diese Tatsache offen zu Tage trat.
Ich war mir dieser Richtungsänderung bewusst und ging davon aus, dass die Kaufverhandlungen bis auf die Preisfrage grundsätzlich reibungslos verlaufen würden. Erwartungsgemäß war dies auch so, aber einige wichtige Manager von Asahi Dow hatten diese Kursänderung wohl nicht ausreichend voraussehen können. Daher wollten sie ihren eigenen Weg gehen.
Nach Übernahme der Aktien am 1. Juni desselben Jahres und Festlegung der Beteiligungsquote auf 100 Prozent belief sich der Kaufpreis für die Fusion zum 1. Oktober auf rund 42 Milliarden Yen.
Tatsächlich hatte Dow Chemical acht Jahre zuvor darum gebeten, einen Teil der Aktien von Asahi Dow übertragen zu bekommen, um mindestens 51 Prozent der Aktien zu halten und die Führung zu übernehmen. Natürlich hatte ich abgelehnt, aber als ich von dieser Idee erfuhr, wurden mir die Unterschiede im Managementdenken zwischen Japan und den USA schmerzlich bewusst. Daher kam in mir der Gedanke auf, diesem Joint Venture eines Tages ein neues Gewand verleihen zu müssen. Das hatte ich nun endlich verwirklicht.
Ich denke, die Fusion von Asahi Dow war ein Erfolg. Dadurch, dass wir nun über die Produkte mit hohem Mehrwert des Unternehmens verfügten, stärkte sich unsere Konstitution und wir konnten einhergehend mit der Fusion auch eine Effizienzsteigerung des Managements anstreben, beispielsweise durch eine zentralisierte, gemeinsame Forschung im Bereich Produktion.
Für Asahi Chemical war der Zeitpunkt der Fusion mehr als gut. Danach traten in der petrochemischen Branche Restrukturierungsprobleme auf, da wir jedoch unsere Unternehmensstruktur durch die Fusion gestärkt hatten, konnten wir damit umgehen.
Es gibt den Roman „Der Vater kehrt zurück“ von Kan Kikuchi aus dem Jahr 1917. Die Fusion von Asahi Dow fühlte sich für mich wie die Rückkehr meines Kindes an.

  • Saran Wrap™ Paket, Verteilung
    von Asahi Dow