Mein Lebenslauf, Kagayaki Miyazaki18. Technische Entwicklung

Ich möchte nun aus einer anderen Perspektive von der technischen Entwicklung berichten. Es ist unnötig zu erwähnen, dass die Fähigkeit eines produzierenden Unternehmens zur technischen Entwicklung eine wichtige Frage ist, die über das Schicksal eines Unternehmens entscheidet.
Wie als konnten wir unsere Fähigkeit zur technologischen Entwicklung steigern? Ehrlich gesagt war dies ziemlich schwierig. Die erste Voraussetzung dafür ist es, ausgezeichnete Ingenieure und Forscher um sich zu versammeln, aber alleine daraus entstehen noch keine bahnbrechenden Technologien und Produkte. Das liegt daran, dass sie zwar in ihren eigenen Spezialgebieten intensive Forschung betreiben, sie aber relativ unerfahren darin sind, in Kombination mit der Forschung in anderen Bereichen völlig neue Technologien hervorzubringen. Eine Grundlage der Originalität von Technologien ist es jedoch, Verfahren A mit Verfahren B zu kombinieren und so ein neues Verfahren C zu entwickeln.
Damit ist gemeint, dass das Management eines Unternehmens sich nicht mit dem technischen Knowhow auskennt, es aber wichtig ist, über die Ideen und die Inspiration zu verfügen, dieses Verfahren C zu entdecken. Typische Beispiele dafür war die Entwicklung der Ionenaustauschermembran und des entsprechenden Harzes. Mit der Forschung darüber begannen wir etwa um das Jahr 1950. Der Anlass war, dass wir zu der Zeit, als ich mit Yoshio Tsunoda, dem späteren Geschäftsführer von Asahi Dow in die USA gereist war, vor Ort in einer Zeitung einen kurzen Artikel gelesen hatten. Der Titel war „Warum ist das Fleisch von Fischen nicht salzig, obwohl sie im Meer leben?“, worauf Tsunoda meinte, es sei doch interessant, einmal das Prinzip der Fischhaut zu studieren. Auch ich war inspiriert. Dies nennt man wohl den sechsten Sinn eines Managers.
Nach meiner Rückkehr nach Japan beschloss ich sofort, die Sache untersuchen zu lassen. Dabei wurde durch das Prinzip Versuch und Irrtum schließlich entdeckt, dass man durch die chemische Behandlung einer Kunstharzmembran aus Styrol oder Divinylbenzol Membranen bilden kann, die entweder nur Kationen oder nur Anionen durchlassen. Die ersten Bemühungen der industriellen Anwendung unter Nutzung dieser Eigenschaft bestanden darin, aus Meerwasser Salz zu gewinnen.
Aber obwohl die Versuche im Werk Kawasaki gelangen, schlugen sie fehl, wenn wir sie in Onahama in Iwaki, Präfektur Fukushima, durchführten, wo der Bau eines Werkes geplant war. Einige Forscher äußerten tatsächlich ganz unwissenschaftlich, dass wohl das Meerwasser in Kawasaki und Onahama sich unterscheide. Diese Aussage zeigt, wie schwierig die Experimente waren.
Lawinenartig nahmen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu und überstiegen in zehn Jahren eine Milliarde Yen. Eine Milliarde Yen war damals ein schrecklich großer Betrag. Natürlich regten sich im Unternehmen kritische Stimmen. Ich jedoch unterstützte das Ingenieursteam, da ich das Gefühl hatte, die Arbeit könnte Zukunftspotential haben.
Im elften Jahr nach Beginn der Forschung wurde die Technologie zur Salzgewinnung mit Hilfe einer Ionenaustauschermembran etabliert. Sofort bauten wir in Kawasaki ein Werk für Ionenaustauschermembranen und in Onahama die Salzfabrik des mit uns verbundenen Unternehmens Shin-Nihon Kagaku Kogyo, die im Jahr 1961 den Betrieb aufnahm. Seitdem verschwanden die konventionelle Salzfarmmethode und die maschinelle Salzherstellung allmählich und heute werden knapp 50 Prozent der gesamten japanischen Salzproduktion von mit Asahi Chemical verbundenen Unternehmen produziert.
Als nächstes habe ich mich mit der Herstellung von Natronlauge befasst. Zunächst bestand die wesentliche Forschung darin, Natronlauge durch die Elektrolyse von Kochsalzlösung mit Hilfe von zwei Membranen herzustellen. Jedoch spürte ich Zweifel hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit. Daher beauftragte ich den heutigen Geschäftsführer Maomi Seko, der bei Asahi Chemical der erste Mann auf dem Gebiet der Ionenaustauschermembranen war, mit weiteren Untersuchungen. Seine Antwort hatte ich erwartet.
Ich wies unverzüglich an, die Erforschung der Zweikammermethode mit nur einer Membran zu beschleunigen und eine entsprechend große Fabrik zu bauen. Die Ingenieure um Seko schien sehr harte Arbeit zu leisten, aber sie erfüllten meine Erwartungen und es gelang ihnen, weltweit erstmals Natronlauge mit nur einer Ionenaustauschermembran herzustellen.
Inzwischen exportieren wir diese Technologie in alle Welt und derzeit entfallen rund 60 Prozent der weltweiten Produktion von Natronlauge auf das Verfahren von Asahi Chemical.
Jedoch ist die Technologie der Ionenaustauschermembran und der entsprechenden Harze nicht auf die Herstellung von Natronlauge beschränkt. Sie wird in verschiedenen Bereichen verwendet, zum Beispiel für die Meerwasserentsalzung, die Wiederaufarbeitung von Abwasser, die Herstellung von Adiponitril, einem Ausgangsstoff für Nylon 66, sowie die Urananreicherung. Es lässt sich sagen, dass dies wirklich eine Technologie mit reichlich Zukunftspotential ist.
Von diesen Anwendungen ist die Urananreicherung eine bahnbrechende Technologie, da das von Asahi Chemical entwickelte chemische Austauschverfahren im Vergleich zur konventionellen zentrifugalen Separation oder dem Gasdiffusionsverfahren möglicherweise billiger ist und nur für friedliche Zwecke verwendet werden kann. Eine Versuchsanlage wurde bereits gebaut und es bleibt nur noch die Frage der Wirtschaftlichkeit.
Dennoch bin ich der Meinung, dass es wichtig ist, dass das Management eines Unternehmens andere Ideen hat, als die sogenannten „Techniker“, und die Dinge bis zum Ende durchzieht.

  • Austic Soda-Anlage mit Ionenaustauschermembranen und Membransystemen, Nobeoka 1975