Mein Lebenslauf, Kagayaki Miyazaki11. Produktion von Monomeren

Ungefähr zu der Zeit, als wir mit dem Bau der Cashmilon-Fabrik begannen, beschloss ich gleichzeitig, unser Geschäft auch auf den Hauptrohstoff Acrylnitril-Monomere auszudehnen, weil ich zu dem Schluss gekommen war, dass es für die Stärkung der Beschaffenheit von Cashmilon wichtig ist, ein integriertes Produktionssystem beginnend mit den Rohstoffen aufzubauen. Damals kauften wir Acrylnitril-Monomere von inländischen petrochemischen Herstellern, wie beispielsweise von Mitsubishi Kasei Kogyo, oder aus dem Ausland, jedoch war auf diese Weise die Versorgung ungewiss und der Preis hoch. Da ich damals noch geschäftsführender Direktor war, holte ich die Genehmigung des Geschäftsführers ein und forderte meine Techniker dazu auf, die Qualität von Cashmilon zu verbessern und gleichzeitig so schnell wie möglich unsere eigene Technologie für die Herstellung der Monomere zu etablieren. Infolgedessen haben wir etwa im Herbst 1959 eine bahnbrechende Produktionstechnologie entwickelt, mit der wir aus Propylen und Ammoniak direkt Acrylnitril-Monomere gewannen. Zu dieser Zeit wurde in der chemischen Industrie auf der ganzen Welt ausschließlich ein zweistufiges Verfahren angewendet, bei dem Acrylnitril-Monomere über ein Zwischenprodukt hergestellt wurden. Ein einstufiges Verfahren mit dem beispielsweise aus Propylen in einem Schritt Monomere hergestellt werden, galt als undenkbar. Das technische Team von Asahi Chemical hatte genau das vollbracht. Wenn wir dieses Verfahren kommerzialisieren könnten, würden die Kosten erheblich sinken. Allerdings hörten wir, das das US-amerikanische Unternehmern Standard Oil Company of Ohio, kurz Sohio genannt, die Technologie für dasselbe Verfahren entwickelt hatte. Dabei handelte es sich jedoch um eine vage Information, aus der nicht klar hervorging, ob das Verfahren wirklich nur einen Schritt enthielt oder ob die Herstellung nicht vielleicht doch über ein Zwischenprodukt erfolgte. Wir jedenfalls wollten uns so schnell wie möglich davon überzeugen, ob diese Information wahr war. Während wir noch unsicher waren, reiste ein Techniker von Sohio nach Japan und besuchte Asahi Chemical. Wir erfuhren bei dem Gespräch, dass das Unternehmen eine einstufige Technologie entwickelt und vor kurzem in Belgien ein Patent veröffentlicht hatte. Auch wir hatten bereits ein Patent angemeldet, waren damit aber leider gerade einmal zwei Tage später gewesen als Sohio. Allerdings hatte diese das Verfahren noch nicht kommerzialisiert. Wir bei Asahi Chemical waren nun zu der Entscheidung gezwungen, ob wir dennoch eine Technologie weiterentwickeln, die das Patent nicht verletzt, ob wir eine Technologie einführen, mit der auch Sohio noch keine Erfahrungen gesammelt hatte, oder ob wir die Produktion der Monomere aufgeben sollten. Die Mehrheit der Vorstandsmitglieder war der Meinung, dass die Produktion der Monomere noch verfrüht sei. Es war auch nicht verwunderlich, dass der Vorstand dagegen war, wenn man bedenkt, dass im Jahr 1959 alleine die Probleme mit der Cashmilon-Fabrik nicht enden wollten. Dennoch wollte ich unbedingt ein integriertes System erschaffen, da ich davon überzeugt war, dass es für die Verbesserung der Beschaffenheit von Cashmilon und die Entwicklung neuer Geschäftsbereiche unerlässlich war, die Herstellung der Monomere voranzubringen. Daher entschied ich im Februar 1960 während eines Besuchs bei Sohio im Alleingang, die Technologie einzuführen. Ich hatte im Vorfeld ausreichend Forschung betrieben und war mir meiner Sache sicher, aber ich musste mich darauf gefasst machen, persönliche Konsequenzen zu ziehen, sollte ich scheitern. Unmittelbar nach meiner Rückkehr beantragte ich bei der Regierung die Genehmigung zur Einführung der Technologie und sobald mir diese erteilt wurde, begann ich in Kawasaki mit dem Bau eines Werks mit einer täglichen Produktionskapazität von 15 Tonnen. Gerade als wir mit dem Bau begonnen hatten, nahmen die Importe aus den USA rapide zu und der Markt erfuhr einen Preissturz, so dass der Kilopreis von 260 Yen mit einem Mal auf 220 Yen fiel. Eine Anlage mit einer täglichen Kapazität von 15 Tonnen würde zu diesem Preis sehr unrentabel sein, so dass unter den Vorstandsmitgliedern, die mit meiner entschlossenen Haltung unzufrieden waren, Stimmen laut wurden, man müsse den Bau stoppen. Damals war der ehemalige Vizepräsident Yoshihisa Kuroda für dieses Geschäft zuständig. Er beharrte darauf, dass es von großer Bedeutung sei, dass Asahi Chemical die Produktion von Acrylnitril-Monomeren voranbrachte, so wie es damals Asahi Dow bei Styron getan hatte. Ich fühlte mich ob seiner Begeisterung bestärkt und gab die Kommerzialisierung nicht auf. Daher ging ich durchs Unternehmen und leistete Überzeugungsarbeit, so dass die Fabrik endlich 1962 fertiggestellt werden konnte. Glücklicherweise hatte sich zu dieser Zeit der Preis für die Monomere erholt. Die Probleme, um die wir uns beim Werk Sorgen gemacht hatten, traten nicht ein und es wurde reibungslos als weltweit erste Anlage, die mit einem einstufigen Verfahren arbeitet, in Betrieb genommen. Anders als bei Cashmilon war dieses Werk von Anfang an auf dem richtigen Kurs und aufgrund von mehreren Erweiterungen wurde nach zwei Jahren im Jahr 1964 die 100-Tonnen-Marke für die tägliche Produktion gesetzt. Ich hatte mich bis dahin schon mit diversen Geschäften befasst, aber dass eine Fabrik direkt ab der Inbetriebnahme schwarze Zahlen schrieb, das war uns nur mit dem zuvor erwähnten Styron von Asahi Dow und diesen Acrylnitril-Monomeren gelungen. Dadurch wurde die Kostenwettbewerbsfähigkeit von Cashmilon noch besser. Gleichzeitig war es wichtig, die Grundlage für die Petrochemie, für die der Weg durch die Gründung von Asahi Dow geebnet worden war, noch weiter zu festigen. Für mich war das wirklich eine große Entscheidung gewesen.

  • AN Werk in Kawasaki, 1962
  • Das Haupttor des Werks Asahi Dow Kawasaki, 1957