Mein Lebenslauf, Kagayaki Miyazaki6. Ein Militärdienst von zwei Wochen

Als ich endlich anfing, den Beruf interessant zu finden und beschlossen hatte, bis an das Ende meines Arbeitslebens hier zu bleiben, tauchte die Welt in eine turbulente Zeit. Der zweite Japanisch-Chinesische Krieg begann 1937 mit dem Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke und der Pazifikkrieg brach 1941 aus.
Die Regierung dieser Zeit verabschiedete das Kriegsrecht und unzählige Notstandsgesetze, einschließlich der nationalen Mobilisierungsgesetze. Die Wirtschaft wurde immer enger kontrolliert. Ohne behördliche Genehmigungen war es oft unmöglich, ein Stück Stahl oder einen Sack Zement zu beschaffen.
Im siebten Jahr nach meiner Einstellung, im Jahre 1941, wurde ich zum Leiter des Verwaltungsbereichs befördert. Weil ich aber „noch zu jung“ war, wurde ich erst einmal für ein Jahr Leiter des Verwaltungsbereichs auf Probe und ab Juli 1942 dann endgültig als Leiter des Verwaltungsbereichs bestätigt.
Damals gab es noch kein definiertes Abteilungsleitersystem und manche Vorstände übernahmen Abteilungsleiterfunktionen. Ein Leiter des Verwaltungsbereichs umfasste damals nach heutiger Sicht die Positionen Leiter der Personalabteilung, Leiter der Personenangelegenheiten, Abteilungsleiter der Unternehmensführung sowie Leiter des Sekretariatsbüros. Ich war auch als Moderator bei Vorstandssitzungen anwesend und wurde von Herrn Hori oft konsultiert.
Mit zunehmender Intensität des Krieges sahen wir immer mehr Konflikte zwischen Militär- und Regierungsstellen, beispielsweise über die Umwandlung von Fabriken in Munitionsfabriken. Im Januar 1944 wurde ich dann auch zusätzlich zum Leiter des Verwaltungsbereichs der Geschäftsstelle Tokio ernannt. Je mehr Mitarbeiter zum Kriegsdienst eingezogen wurden und je schwieriger die Versorgung mit Rohstoffen und Material wurde, desto schwerer fiel es mir, den Betrieb aufrecht zu erhalten.
In dieser Zeit, im Juni 1945, kam mein Einberufungsbescheid. Ich trat meinen Dienst in der Kavallerie der 18. Division in Kurume, Kyushu an. Weil ich keine Militärausbildung in meiner Universitätszeit absolviert hatte, wurde ich als Rekrut eingestuft.
Seit den Verlusten von Saipan und Iwojima war die Niederlage im Pazifikkrieg offensichtlich. Zu dieser Zeit gab es wohl keine ausreichenden Kasernen mehr, so dass wir in einem Pferdestall untergebracht wurden. Unsere Truppe von 97 Soldaten verfügte gerade einmal über drei Kanonen.
Natürlich gab es keinen richtigen Futon, sondern nur ein Bettzeug aus Stroh. Unsere Kleidung wickelten wir in ein Furoshiki, ein japanisches quadratisches, traditionelles Verpackungstuch, und benutzte es als Kopfkissen. Das Essen war schlecht, im Feldtopf nur halb gegarter Reis, Miso-Suppe und eingelegter Rettich. Ich erinnere mich daran, dass ich das Essen eine Zeitlang nicht herunterbekam.
Das Leben als Soldat war einfach unmenschlich. Insbesondere wir Rekruten wurden behandelt, als wären wir weniger wert als die Pferde. Selbst wenn mehrere Soldaten beim Lauftraining am Rand der Straße zusammenbrachen, weil sie sich völlig verausgabt hatten, wurden sie dort einfach liegen gelassen, keiner rief einen Arzt. Es war die Aufgabe von Rekruten, den Unteroffizieren und Veteranen bei ihrer Rückkehr die Gamaschen und Jacken auszuziehen. Die Rekruten mussten sich draußen ausziehen und nur mit einem Stirnband bekleidet ins Badezimmer laufen.
Weil ich der Älteste war und eine Bereichsleiterposition in einem Unternehmen bekleidete, wurde ich noch relativ gut behandelt. Aber bei Betrachten aller dieser Umstände wurde mein Eindruck immer stärker, dass es keinen Sieg geben kann. Kaum zwei Wochen nach der Einberufung erging die Aufhebung der Einberufung auf Anordnung des Kriegsministers.

  • Picknick, Miyazaki, in der Zeit als Leiter des Verwaltungsbereichs (erster von links)

Zu dieser Zeit stellte Asahi Kasei Treibladungen für Raketen her, die an den Flügeln von speziellen Angriffsflugzeugen befestigt werden sollten. Der Grund für die Aufhebung meiner Einberufung war allerdings, dass ich als Mitarbeiter benötigt wurde. Ich war über diese völlig unerwartete Wendung ganz aufgewühlt und konnte sie zuerst nicht glauben, hatte ich schon gedacht, dass ich nicht mehr lebend nach Hause kommen werde.
Als mir am Vorabend meiner Entlassung die Kameraden, mit denen ich im Stall zusammenlebte, ein Stück Tofu zum Abendessen in mein Feldgeschirr legten, um mit mir die Aufhebung der Einberufung zu feiern, hätte ich mir ein größeres Geschenk nicht vorstellen können.
Am Tag der Entlassung brachte mich der Truppenführer zum Tor und ich fuhr mit dem Bus zum Bahnhof Kurume; erst in diesem Moment erlebte ich ein großes Gefühl der Befreiung. „Ich konnte also lebend nach Hause kommen!“ Ich hatte immer noch Angst, dass die Entlassung widerrufen werden könnte. Als ich auf dem Bahnhof Kurume Militärpolizei ankommen sah, befürchtete ich, dass diese mir einen widerrufenden Befehl erteilen würden und meine Entlassung eine Illusion gewesen sein könnte.
Diesen Tag verbrachte ich auf dem Land bei meinem Bruder, und als ich am nächsten Morgen um fünf Uhr aufwachte und an die Decke blickte, war es anders als in der Umgebung der letzten Zeit. „Ja, ich bin aus der Truppe entlassen worden!“ ging mir durch den Kopf. Ich genoss still meine Freude darüber, endlich wieder frei zu sein. So glücklich war ich noch nie im Leben gewesen.
Später hörte ich, dass meine Truppe nach Okinawa, dem späterem Schauplatz erbitterter Kämpfe, entsandt wurde.