Mein Lebenslauf, Kagayaki Miyazaki14. Petrochemische Basis in Mizushima

Seit der Ausweitung des Geschäfts von Asahi Dow auf Styron war mir der Bau eines Ethylen-Zentrums, das als Herzstück der petrochemischen Industrie gilt, ein Anliegen.
Tatsächlich haben wir unsere Produktpalette Schritt für Schritt mit diversen Derivaten, wie beispielsweise Acrylnitril-Monomeren und Polyethylen, vervollständigt. Basierend auf dieser Entwicklung beschloss ich schließlich Mitte der 1960er Jahre, einen petrochemischen Komplex voranzubringen.
Dafür waren Investitionen in Höhe von fast 100 Milliarden Yen erforderlich, was dem damaligen Umsatz entsprach, weswegen das Schicksal des Unternehmens von diesem Plan abhing. Aber ich wollte ihn unbedingt verwirklichen, um Asahi Chemical noch weiter zu vergrößern und zu einem Chemie-Mischkonzern auszubauen. Jedoch stieß ich innerhalb des Unternehmens auf heftigen Widerstand, da das Risiko zu groß sei. Ich hingegen hatte das Gefühl, die Chance für immer zu verpassen, wenn ich diese Gelegenheit nicht ergriff, so dass ich die Sache um jeden Preis weiterführen wollte. Daher berief ich mehrere Vorstandssitzungen ein, hörte mir die Meinung der Vorstandsmitglieder hinlänglich an und erklärte meine eigene Überzeugung. Gleichzeitig besuchte Tanzo Okamoto, der damalige Leiter der Planungsabteilung und heutige Geschäftsführer von Asahi Medical Co., Ltd., alle Fabriken und leistete Erklärungs- und Überzeugungsarbeit. Schließlich wurde die Umsetzung meines Plans beschlossen.
Ein petrochemischer Komplex ist eine große Ansammlung von Fabriken, die rund um ein Ethylen-Zentrum, das für das Naphtha-Cracken verantwortlich ist, die Anlagen für diverse Derivate durch eine Pipeline miteinander verbindet, und er war das Herzstück der japanischen Wirtschaft, die sich mit der Kommerzialisierung der Schwer- und Chemieindustrie befasste.

  • Bei einem Spitzengespräch schütteln sich
    Präsident Shinojima von Mitsubishi Chemical Industries (links) und Miyazaki die Hand.

Wir planten, durch den Aufbau eines Industriekomplexes in den Städten Kurashiki und Kojima in der Region Mizushima, Präfektur Okayama, mit den vier Unternehmen Asahi Chemical, Asahi Dow, Nippon Mining & Metals und Nissan Chemical Corporation ein Ethylen-Zentrum mit einer jährlichen Anlagenkapazität von 120.000 Tonnen. Später beteiligte sich auch die Chisso Corporation an der Planung, wodurch die Anlagenkapazität auf 200.000 Tonnen gesteigert werden sollte, aber dies ändere nichts an der führenden Position von Asahi Chemical.
Schließlich wurden die Ideen der fünf Unternehmen zu einem Konzept zusammengefasst und auch intern gab der Vorstand grünes Licht, so dass der Plan reibungslos voranzuschreiten schien. Allerdings trat in dieser Phase ein schwerwiegendes Problem auf: Und zwar verkündete Mitsubishi Chemical Industries, dass man ebenfalls in der Region Mizushima ein Ethylen-Zentrum mit einer jährlichen Kapazität von 300.000 Tonnen errichten würde.
Das Ministerium für Außenhandel und Industrie erklärte, dass es die Pläne zum Bau dieser Zentren in der gleichen Region mit Baubeginn zu fast dem gleichen Zeitpunkt nicht genehmigen würde und wies die beiden Unternehmen dazu an, ein gemeinsames Ethylen-Zentrum zu bauen. Allerdings bestand Mitsubishi Chemical Industries hartnäckig darauf, das Zentrum alleine zu bauen, und auch ich hatte natürlich nicht vor, mich zurückzuziehen.
Aus diesem Grunde trat Hisashi Yoshimitsu, der damalige Leiter der Abteilung Chemische Industrie des Ministeriums für Außenhandel und Industrie und heutige Geschäftsführer der JSR Corporation, als Vermittler auf und im Januar 1965 fand im Club Kanto ein Spitzengespräch zwischen den beiden Unternehmen statt. Da auch der inzwischen verstorbene Geschäftsführer von Mitsubishi Chemical Industries, Hideo Shinojima, als Manager mit einer markanten Persönlichkeit bekannt war, ging man in der Branche davon aus, dass dieses Gespräch zu keiner Einigung führen würde.
Shinojima zeigte sich selbstbewusst, denn aus einer Sicht war das damalige Asahi Chemical Hersteller für Kunstseide, während sein eigenes Unternehmen Pioneer der chemischen Industrie war. Und tatsächlich stimmte das auch.
Da wir jedoch beide Erfahrungen im Personalwesen hatten und Verhandlungsgeschick bewiesen, machten wir uns gegenseitig Zugeständnisse und beschlossen letztendlich das Ethylen-Zentrum durch gemeinsame Investitionen in Form eines Rotationssystems zu bauen. Damals hieß es, dies sei ein Handschlag unter Erzfeinden gewesen, aber da wir beide so viel Verstand hatten, einen Kampf zu vermeiden, aus dem niemand als Sieger hervorgehen würde, konnten wir uns zusammentun. Das Gespräch war Anlass, die Pläne zügig zu konkretisieren, und im Juli desselben Jahres wurde das Unternehmen Sanyo Petrochemical Co., Ltd. gegründet, an dem sich Asahi Chemical mit 60 Prozent und Mitsubishi Chemical Industries mit 40 Prozent beteiligten. Gleichzeitig wurde durch die jeweils hälftige Investition dieses neuen Unternehmens und Mitsubishi Chemical Industries auch Mizushima Ethylene gegründet und es wurde mit dem Bau eines Ethylen-Zentrums mit einer Anlagenkapazität von 300.000 Tonnen begonnen, das im Juli 1970 fertiggestellt wurde. Die Produktionsanlagen wurden von beiden Unternehmen zu gleichen Teilen verwendet, aber für die wesentlichen Bestandteile und den Betrieb der Fabrik war Mitsubishi Chemical Industries zuständig.
Im Dezember 1969 wurde auf exakt die gleiche Weise das Unternehmen Sanyo Ethylene Co., Ltd. gegründet, aber hier übernahm Asahi Chemical die Verantwortung für die wesentlichen Bestandteile und den Betrieb der Fabrik. Diese Anlage nahm im April 1972 den Betrieb auf.
Endlich hatten wir unser ersehntes Ethylen-Zentrum und waren in den Kreis der umfassenden Chemiekonzerne aufgestiegen! Es war eine große Idee, die von der Planung bis zur Fertigstellung sieben lange Jahre gedauert hatte. Als ich der Sumitomo Bank, unserer Hauptbank, meinen Plan erklärte, hatte ich gesagt, ich hätte das Gefühl, den Rubikon zu überschreiten. Und genauso hatte ich mich auch wirklich gefühlt. Es ist unnötig zu erwähnen, dass dieses Zentrum später ein mächtiges Instrument unserer Geschäftsentwicklung darstellte.