Mein Lebenslauf, Kagayaki Miyazaki8. Gründung von Asahi Dow

Im Sommer 1950 reiste ich als ein Mitglied der ersten Nachkriegsmission in die USA nach Amerika. Hauptzweck der Reise war es, Arbeitsprobleme in den USA zu studieren, und wir besuchten innerhalb etwa eines Monats einige Großstädte wie New York, Chicago und San Francisco.
Ich selbst setzte noch eine andere große Hoffnung in die USA, denn ich wollte die Herstellungstechnologie für die Polyvinylidenchlorid-Faser „Saran™“ vom Unternehmen The Dow Chemical Company einführen.
Auch bei Asahi Chemical arbeiteten wir an der Erforschung dieser Faser als effektive Methode zur Verwendung des Chlors, das bei der Herstellung von Natronlauge anfällt. Im Jahr 1949 hatten wir zwar den Bau einer Pilotanlage abgeschlossen, allerdings hatten wir bislang noch kein für eine Kommerzialisierung zufriedenstellendes Ergebnis erzielt. Zu dieser Zeit hatte ich davon gehört, dass es Dow Chemical gelungen war, aus Chlor als Ausgangstoff eine neue Kunstfaser zu entwickeln.
Nachdem das Programm unserer Mission beendet war, schloss ich mich mit Yoshio Tsunoda, Leiter der Forschungsabteilung und ehemaliger Geschäftsführer von Asahi Dow, sowie Manabu Enseki, Leiter der Auslandsabteilung und seinerzeit Direktor bei Asahi-Ciba Limited, zusammen und wir besuchten die Zentrale von Dow Chemical in Midland.
Wie erwartet waren die Verhandlungen über die Einführung der Technologie schwierig. Das damalige Dow Chemical war als ein konservatives Unternehmen bekannt, das seine Technologien bisher nur selten einem ausländischen Unternehmen zur Verfügung gestellt hatte. Zudem plante genau zu dieser Zeit auch das Unternehmen Kureha Chemical Industry Co., Ltd. die Kommerzialisierung von Saran und hatte sich Dow Chemical bereits angenähert, so dass also zwei Unternehmen miteinander konkurrierten. Wir erläuterten die Ergebnisse unserer internen Forschung und Experimente und brachten voller Leidenschaft hervor, dass wir diese Technologie um jeden Preis einführen wollten. Im Frühjahr 1951 besuchte dann der Verantwortliche von Dow Chemical Japan und infolge seiner Untersuchungen unterzeichnete er einen Vertrag mit Asahi Chemical.
Ich flog erneut zusammen mit Tsunoda und Enseki nach Midland. Da ich damals nur geschäftsführender Direktor war, hatte ich eine Vollmacht des Geschäftsführers sowie eine Bescheinigung des amerikanischen Konsuls in Kobe dabei.
Aber das Management dort sagte nur zu uns: „Wir vertrauen Ihnen, Mr. Miyazaki. Ihre Unterschrift genügt uns.“ Ich war überrascht, freute mich jedoch auch darüber, dass wir während der harten Verhandlungen offenbar ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatten.
Im Juli 1952 wurde Asahi Dow Co., Ltd. als gleichgewichtetes Joint Venture zwischen Asahi Chemical und Dow Chemical International Ltd., einer Tochtergesellschaft von Dow Chemical, gegründet. Allerdings war die Gründung von Asahi Dow unerwartet schwierig. Saran hat die Eigenschaft, wasser- und chemikalienbeständig zu sein. Jedoch hatte es als Textilfaser seine Schwächen, beispielsweise hinsichtlich Färbbarkeit und Tragekomfort. In den drei Jahren nach Aufnahme des Betriebs stieg das kumulierte Defizit auf 720 Millionen. Dieser Betrag würde aus heutiger Sicht etwa zehn Milliarden Yen entsprechen. Da wir Dow Chemical versprochen hatten, sie in keiner Weise in Unannehmlichkeiten wegen des Kapitals zu bringen, musste Asahi Chemical dieses Defizit komplett alleine stemmen. Unter den Führungskräften waren mir gegenüber nun auch kritische Stimmen zu hören.
Später stellte sich heraus, dass Dow Chemical zunächst heimlich über einen Rückzug nachgedacht hatte, dann jedoch die Fortsetzung des Geschäfts beschloss, weil Asahi Chemical das volle Defizit trug.
Saran entwickelte sich profitabel, nachdem wir in den Bereich Folien vorgedrungen waren und es als Verpackungsmaterial für Lebensmittel, zum Beispiel Schinken und Wurst, einsetzten. Zunächst wurde im Januar 1960 die Produktion für den kommerziellen Gebrauch aufgenommen und dann kam das Produkt als Frischhaltefolie unter der Handelsmarke „Saran Wrap™“ für den Heimgebrauch auf den Markt. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als gerade Tiefkühlkost und Instant-Lebensmittel aufkamen und sich elektrische Kühlschränke verbreiteten, so dass die Nachfrage regelrecht explodierte und wir das Geschäft endlich in die richtigen Bahnen lenken konnten.

  • Verhandlungen zur Gründung von Asahi Dow in Amerika (Mitte)

Im Anschluss daran wurde beschlossen, die Technologie für die Herstellung des Polystyrolharzes „STYRON™“ einzuführen und wir begannen im Februar 1958 mit der Produktion. Weil dieses Produkt ein geringes Gewicht aufwies, sich gut einfärben ließ und auch die Massenproduktion einfach war, profitierten wir von dem Elektro- und Automobilboom und schrieben von Anfang an schwarze Zahlen.
Dabei spielte es eine wichtige Rolle, dass uns Dow Chemical zu einem niedrigen Zinssatz von jährlich 3,6 Prozent Geld lieh. Dass Asahi Chemical sämtliche Verluste des Sarangeschäfts übernommen hatte, hatte das Vertrauen in uns gestärkt, so dass man plötzlich in vollem Umfang mit uns zusammenarbeitete.
Danach weiteten wir unser Geschäft auch auf das Acrylnitril-Styrol-Copolymer “TYRIL™” und das Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer “STYLAC™” aus und Asahi Dow wuchs zu einem der führenden Hersteller von Kunstharzen auf Styrolbasis heran. Die wichtigste Bedeutung der Gründung von Asahi Dow bestand darin, als Asahi Konzern im petrochemischen Bereich Fuß zu fassen.

  • Vereinbarung über eine Geschäftsallianz mit Dow Chemical
    International Ltd., 10. März 1952