Mein Lebenslauf, Kagayaki Miyazaki7. Wiederaufbau von Asahi Chemical

Nun war ich zwar unversehrt zur Firma zurückgekehrt, aber dort erwarteten mich große Probleme. Bei dem großen Luftangriff vom 29. Juni 1945 war der Produktionsstandort Nobeoka schwer beschädigt worden. Die drei Produktionswerke für Arzneimittel, Bemberg und Kunststoff waren vollständig niedergebrannt und auch die Rayonfabrik sowie andere Anlagen waren zerstört. Für den Wiederaufbau der Fabriken war ich ohne Unterlass mit der Reparatur der Gebäude und Maschinen sowie der Beschaffung von Rohstoffen und Materialien beschäftigt. Ich konnte es mir nicht leisten, mich von den Emotionen des Kriegsendes überwältigen zu lassen.
Am 01. April 1946 wurde der Name des Unternehmens in Asahi Chemical Industry Co., Ltd. geändert. Geschäftsführer war weiterhin Herr Hori und das Kapital betrug 54,4 Millionen Yen. Ich selbst wurde zum Leiter der Geschäftsstelle Tokio ernannt. Zu dieser Zeit schritten die Arbeiten des Wiederaufbaus zügig voran und der Betrieb verschiedener Anlagen, beispielsweise für die Herstellung von Rayon und Bemberg, wurde wieder aufgenommen, während die Produktion von Sprengstoff und Zündkapseln auf die zivile Nachfrage umgestellt wurde.
Im März 1947 wurde ich mit 38 Jahren zum Vorstandsmitglied und zwei Monate später zum geschäftsführenden Direktor ernannt. Genau zu dem Zeitpunkt, als ich als rechte Hand von Herrn Hori erneut beschlossen hatte, den Wiederaufbau in vollem Umfang fortzusetzen, wurden einige Vorstandsmitglieder, allen voran der von mir so verehrte Herr Hori, gezwungen, das Unternehmen aufgrund der Anweisung zur Säuberung der öffentlichen Ämter zu verlassen. Stattdessen wurde Shigeyuki Hamada zum Geschäftsführer ernannt und unser neues Managementteam sah sich mit einer furchtbaren Streikoffensive konfrontiert.
Als ein charakteristisches Merkmal der Nachkriegsunruhen lässt sich die Intensivierung der Arbeitsinitiativen nennen. Erlöst von den strengen Restriktionen vor dem Krieg und währenddessen bildeten die Arbeiter eine Gewerkschaft nach der anderen, aber vielleicht erfolgte diese Reform einfach zu plötzlich, so dass sich überall Unruhen fortsetzten und es vielerorts zu linksextremistischen Sabotageakten kam.
Im Januar 1946, als ich Leiter der Geschäftsstelle Tokio war, wurde in Nobeoka die Rayon-Gewerkschaft gegründet und danach entstanden innerhalb von gerade einmal zwei Monaten sieben Gewerkschaften, die achttausend Menschen unter sich vereinten. Jede Gewerkschaft gründete unmittelbar einen Verband und im März desselben Jahres wurde der Abschluss von Tarifabkommen gefordert, deren Inhalt im Wesentlichen eine fünffache Gehaltssteigerung und die Pflicht zur Genehmigung der Entlassung oder Versetzung von Gewerkschaftsmitgliedern durch die Gewerkschaft vorsah.
In Anbetracht der steigenden Inflation verfolgte das Unternehmen die Politik, eine gewisse Lohnerhöhung zuzulassen, lehnte jedoch die Klausel über die Mitbestimmung bei Entlassungen und Versetzungen ab, da dies verwaltungsrechtlich problematisch war. Aufgrund dessen trat die Gewerkschaft in den Streik. Weil das Unternehmen sich schlecht vorbereitet hatte, musste es am achten Tag des Streiks eine vierfache Gehaltssteigerung und einen demütigenden Tarifvertrag hinnehmen. Dies war eine herbe Niederlage für das Unternehmen.
Auch ich war Zeuge der Unterzeichnung dieses Abkommens und damals voller Sorge, denn ich war der Meinung, dass das Unternehmen auf diese Weise pleitegehen würde. An dieser Stelle trat ich meinen Posten als zuständiges Vorstandsmitglied für Arbeit und Personal an und entsendete sofort Yoshihisa Kuroda, ehemals stellvertretender Geschäftsführer, und Hiroshi Sakurai, ehemals geschäftsführender Direktor, als Leiter der Personal-Unterabteilung bzw. Leiter der Arbeitsabteilung nach Nobeoka. Die beiden mit Arbeitsfragen betrauten Personen wurden beauftragt, die Lage der Gewerkschaften zu untersuchen. Gleichzeitig war es das Ziel, unter den Angestellten eine gemäßigte Arbeitsideologie zu entwickeln.
Die Gewerkschaften tendierten aufgrund ihres Sieges in der Eröffnungsschlacht immer weiter nach links und auch ihre Forderungen eskalierten. Im März 1948 forderten sie eine enorme Gehaltserhöhung in Höhe von insgesamt 120 Millionen Yen. Diese Zahl war vergleichbar mit dem damaligen Umsatz und keinesfalls akzeptabel.
Die Gewerkschaften traten erneut in den Streik, aber hier erzielte die Arbeit von Sakurai und Kuroda die gewünschten Ergebnisse und einige Angestellte kehrten sogar der Gewerkschaft den Rücken oder brachen den Streik. Daher konnte die Gewerkschaft ihren Kampf nicht fortsetzen und das Unternehmen ging als Sieger aus der Auseinandersetzung hervor.
Dies bedeutete jedoch nicht das Ende der Konflikte zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern. Anfang August stellten die Gewerkschaften erneut die Forderung nach einer enormen Gehaltssteigerung von vierzig Prozent. Dieses Mal gesellte sich eine Sympathisantengruppe von fast zehntausend Personen dazu und sogar Führungskräfte der Kommunistischen Partei reisten an, um die Gewerkschaftler anzustacheln. Es war also nicht mehr nur das Problem eines Unternehmens.
Ich selbst, dem vom Geschäftsführer im Zusammenhang mit diesem Problem sämtliche Autoritäten erteilt worden waren, hielt bis zuletzt an meiner starken Haltung fest, weil ich der Meinung war, dass die Wiederholung immer wieder dergleichen Sachen bald zum Konkurs des Unternehmens führen würde, solange die radikale und linksextreme Ausrichtung der Gewerkschaften sich nicht änderte.
Die Verhandlungen scheiterten und am 18. September traten die Gewerkschaften in den dritten Streik ein. Allerdings stieg auch die Anzahl der Mitglieder der zweiten, vernünftigeren Gewerkschaft, die einen gewissen Einfluss entwickelte. Ich übernachtete vor Ort und hatte das Kommando übernommen, als letztlich am 11. Oktober die Mitglieder dieser zweiten Gewerkschaft, die ihre Arbeit aufnehmen wollten, mit den Mitgliedern der ersten Gewerkschaft, die ihre Streikposten am Einfahrtstor zur Rayonfabrik aufgestellt hatten, in Konflikt gerieten, was ein tragisches Ereignis mit 45 leicht und schwer verletzten Personen nach sich zog.
Jedoch schwächte dieser „Vorfall am Einfahrtstor zur Rayon-Fabrik“ die Macht der ersten Gewerkschaft und die Führung ging komplett an die zweite Gewerkschaft über. Die erste Gewerkschaft musste sich auflösen und ich entließ alle Angestellten, die eine führende Position dort innegehabt hatten.
Endlich waren die großen Streiks in Nobeoka beendet. Die Angestellten hatten die wertvolle Erfahrung gemacht, dass ein Unternehmen ohne die Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgebern nicht florieren kann und dann auch die Gewerkschaftsmitglieder keine Verbesserung ihres Lebens erzielen. Von da an gab es bis heute keinen einzigen größeren Streik mehr.

  • Hauptsitz in Tokio, Sanshin Bldg. 1950er Jahre